Hans Hekler Lauterbach

Ludwig Stemmer


Dr. Ludwig Stemmer ist eine faszinierende Persönlichkeit der jüngeren Lauterbacher Geschichte. Obwohl kein gebürtiger Lauterbacher, hat der Arzt und Priester für die Entwicklung der Gemeinde zum Fremdenverkehrsort eine wesentliche Bedeutung.
Der ehemalige Pfarrer von Lauterbach, Richard Schitterer, (Amtszeit 1973 bis 1987) hat sich in einer „Skizze zu einem Lebensbild" 1978 ausführlich mit Stemmer beschäftigt.
Der ehemalige Bürgermeister Manfred Schlayer (im Amt 1962 bis 1998) hat sich im Juni 2001 mit  Stemmer und seinem Wirken in zwei Zeitungsartikeln befasst.
Sie sind mit freundlicher Genehmigung des Verfassers hier abgedruckt.......


Stemmer-Kapelle Zeugnis einer bewegten Zeit
von Manfred Schlayer
Auf dem Lauterbacher Silberberg weithin sichtbares Denkmal für einen bedeutenden Seelsorger und Arzt

Lauterbach. Dr. Ludwig Stemmer, Arzt und Priester, hat 1884 Lauterbach zu einem Kurort von besonderer Note gemacht.
Die Kapelle auf dem Silberberg bei "Siebenlinden" und das dort befindliche Denkmal für den bedeutenden Mann sind die einzigen Zeugen für eine Zeit des Aufstiegs im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Stemmer, 1828 in Pfronstetten geboren, studierte im Wilhelmsstift Tübingen Theologie.

Als auch ihn, 20-jährig, 1848/49 die Revolution erfasste, wurde er zu einem Kämpfer für Demokratie und Freiheit. Davon beeinflusst, brach er das begonnene Studium ab und studierte fortan Medizin. Danach kam er als junger Distriktarzt nach Schramberg. Sein aufgewecktes, für alle aktuellen Fragen leicht empfängliches Temperament, sein Intellekt und seine Musikalität führten ihn rasch in die so genannte Schramberger Gesellschaft ein.

Der damals erst 28-jährige selbstbewusste Arzt machte Eindruck. 1858 gründete er, überzeugt von turnerischer Betätigung für Körper und Geist des Menschen, den Turnverein Schramberg, 1859 heiratete er die aus Zürich stammende Rosalia Bühler, die ihm vier Kinder schenkte, wovon die beiden jüngeren bereits im ersten Lebensjahr starben.
Als "Freigeist" bekannt setzte er in der Medizin auf die neue Naturheilkunde, machte besonders im Lauterbachtal botanische undgeologische Studien und ging auf seine Patienten suggestiv ein. Auf dem "Silberberg" in Lauterbach errichtete er 1878 ein kleines Landhaus. Schramberg füllte den ehrgeizigen Mediziner nicht mehr aus. Zwar hielt er noch die Siegesrede zur Schlacht bei Sedan, doch dann wechselte er mit seiner Familie 1870 nach Stuttgart.
Er hatte sich vor der allopathischen zur homöopathischen Medizin gewandt und wurde zum Modearzt. Rasch erlangte er internationalen Ruf. Alles, was Rang und Namen hatte, lief zu Stemmer, um sich von ihm behandeln zu lassen. Der frühe Tod seiner Frau im November 1871 traf der sensible Mann sehr. Er verinnerlichte, sein Leben veränderte sich. Die Religion wurde zum Inhalt seines Lebens. Das führte dazu, dass er 1883 dort weitermachte, wo er 1849 aufgehört hatte. Er schloss sein Theologiestudium ab und wurde 1884 zum Priester geweiht. Danach ging er 1884 in die Abgeschiedenheit nach Lauterbach in sein kleines Landhaus zurück und betätigte sich als privater Seelsorger und Arzt, den Einwohnern aber half er, wann immer es notwendig war.
stemmer.jpg (28K)


Ludwig Stemmer (1828 - 1908)


Mit seiner neuzeitlichen Therapie erlangte er nach außen hin einen besonderen Ruf, im engen Schwarzwaldtal aber galt er als der "gute Vater von Lauterbach". Seine Kontakte zum Klerus wie zu Baden-Baden, wo sich die Großen der Welt trafen, brachten für Lauterbach reiche Früchte.

Zur Sommerfrische, eine Art Nachkur, fanden sich geistliche Würdenträger und Mitglieder des mittleren und niederen Adels in Lauterbach.





HOME mehr zu Ludwig Stemmer Zeittafel Anfang